Wie wir den Krieg besiegten

Was macht so ein Leben, das aus Sicht der Großen klein, aber aus Sicht der Kleinen das Größte ist, ein bisschen besser, wenn ringsherum die Kanonen donnern? Wenn sich die eigenen Soldaten rüsten – im Bundestag heißt das übrigens seit neuestem „ertüchtigen“, als ginge es um Leibesübungen – wenn Menschen fliehen, wenn der große Diktator partout die Bombe reiten will?

Schon schön schwer, dem etwas abzugewinnen, und Judith und ich schauen uns ratlos in die Augen. Ja – es kam zwischen uns in dieser anstrengenden Situation, in der Judith unbedingt auch noch eine neue Küche montiert haben wollte, darüber die Kaffeebohnen zwischenzeitlich vom Klo aus gemahlen, Wasserhähne abgestellt und Lampen demontiert werden mussten und sich so der kriegerische Eindruck ergab, als sei eine Granate in der Bude explodiert, ja – es gab in dieser Situation sogar kurz Risse in unserer Allianz. Wir geben es zu. 

Aber dann haben wir auf diesen tapferen Mann in Kiev geguckt, Wolodymyr Selenskyj heißt er und war einmal ein Clown in seinem früheren Leben. „Wenn Clowns Armeen führen müssen, solltest Du wenigsten ein Muntermacher bleiben“, hat Judith mir gesagt. Wir haben auf die EU geguckt, wo dieser kleine ungarische Giftzwerg Orban nur noch Freunde erkennt und uns ein Beispiel daran genommen. „Du Judith“, habe ich gesagt, „wir müssen jetzt Geschlossenheit zeigen.“ Wir haben uns dann vorgestellt, am nächsten Tag mit dem Aufräumen anzufangen und die kriegerische Stimmung verflog schnell.

Während das schon mal ein bisschen besser war, fiel mir noch auf, dass die russischen Soldaten bereits einen Sieg errungen haben und zwar den gegen Corona. Corona hat sich jedenfalls aus den Nachrichten völlig zurückgezogen, und wer heute eine Umfrage unter uns Deutschen machen würde: Glauben Sie, dass sie morgen eher Corona oder einem Atomkrieg zum Opfer fallen, erhielte totsicher die Antwort: Atomkrieg. Jodhaltiges Salz ist jetzt im Supermarkt so begehrt wie gestern noch Atemmasken. Das ein bisschen Bessere daran ist die Erkenntnis, dass wir wahrscheinlich keinem von beiden zum Opfer, sondern irgendwann ganz profan von der Küchenleiter fallen werden.

Womit wir wieder beim Thema wären. Die Küche ist so groß, dass Judith darin tanzen kann, ohne mir auf den Fuß zu treten. „Machen wir Pasta und keinen Krieg“, ruft sie so laut, dass es eigentlich bis Moskau hörbar sein müsste. Die Carbonara waren jedenfalls wunderbar.