was Gescheit‘s zu essen

Gestern muss für die drei so ein Tag gewesen sein, den wir alle irgendwie kennen: Du hängst stundenlang antriebslos herum, weil Du weißt, es geht erst abends richtig los. Wie Heiligabend: Alle warten, legen schon mal das Kleid raus, gehen mittags duschen, und es gibt vor acht nichts Gescheit‘s zu essen.

Bei Baerbocks quengeln die Mädchen, sie sollten eigentlich zu Oma und jetzt doch mit auf Wahlparty, allerdings nur, wenn sie die Hausaufgaben fertig haben. „Kinder verdienen die beste Bildung. Sie sind nur so stark wie ihre Chancen“, sagt Mama immer vorm Insbettbringen. Falls die Mama demnächst einen hohen Posten bekommt, ist es übrigens vorbei mit dem Gutenachtkuss. Aber es bleiben dann Papa und die Bildung.

Bei Scholzens im Schlafzimmer ging Samstag das Licht früh aus. Olaf hatte sich vorgenommen, sein Leben jetzt nicht wegen der Kandidatur auf den Kopf zu stellen, und ist deswegen am Wahlsonntag morgens joggen gewesen. „Britta“, hat er zu seiner Frau gesagt, „lass uns danach gemütlich frühstücken, vielleicht muss ich nächste Woche schon zum Antrittsbesuch zu Emanuel nach Paris und dann wird`s so schnell nichts mehr mit dem Morgenmüsli.“ Sie hat verständnisvoll die Becel auf den Tisch getan und schon mal den Anzug für den Abend rausgehängt. Es gab kurz Krach um die Krawatte – sie will immer keine, er hängt so sehr an der dunkelroten, der Kompromiss war diesmal die Gepunktete und dann kam der Fahrer und kutschierte den Olaf Scholz Richtung Willy-Brandt-Haus. Ganz merkelmäßig hat er Britta noch aus dem Hinterfenster gewunken. „Er wäre auch ein feiner König“ hat sie gedacht, bevor ihr einfiel, dass der Herd noch an war.

Bei den Laschets war es Sonntag eigentlich wie immer. Vor vier Jahren hatte Armin morgens beim Abschiedskuss in Aachen-Burtscheid Susanne versprochen, er komme als Ministerpräsident heim. Stimmte. Etwas später hat er ihr ins Ohr geflüstert, er werde jetzt CDU-Vorsitzender. Stimmte. Nur einmal war er etwas missgestimmt, als er seiner Suse sagte, er werde jetzt den Markus dahinschießen, wo er hingehöre. Seit das geschafft ist, herrscht wieder dieser fröhlich-beschwingte Grundton im Hause Laschet.

Judith und ich wissen, dass es meistens ein bisschen besser ist, früh genug was Gescheites zu essen. Darüber haben wir dann schon manchen Abendtermin sausen lassen. Judith hat sich deswegen gar nicht erst als Kanzlerin aufstellen lassen.