Platsch

Wir drei hatten es genau gehört. Direkt neben uns hinter der Hecke hatte es Platsch gemacht, und dieser Platsch rührte eindeutig daher, dass ein Mensch mit einem kleinen Juchzer ins Wasser gesprungen war. Der Platsch hat unser Leben grundsätzlich verändert.

Es waren 31 Grad und Judith und ich und das Baby, das wir noch nicht fragen müssen, weil es noch nicht antworten kann, liefen durch enge Gassen einem Weinfest entgegen, das nur an diesem Abend sein würde. Zwischen den Mauern einer eingefallenen Burg auf dem Kopfsteinpflaster, das schon den Hufen der Pferde ehrbarer Ritter Halt gegeben hatte, versprach es eine hohe Dosis Romantik. Es war eines dieser Weinfeste, wo die Besucher am Eingang einen großen Becher in einer Umhänge-Halterung bekommen und sieben Mal Vollfüllen 20 Euro kosten. Da ich schon das Baby in der Umhänge-Halterung hatte, beschloss ich aufs sieben Mal Vollfüllen zu verzichten, und Judith fand die Halterung nicht so sexy. Wir fragten uns auch, wie wohl der Wein gekühlt sein würde bei 31 Grad. Leise Zweifel stiegen auf.

Da, wo sich das Baby anschmiegte, ran mir der Schweiß in den Hosenbund und begann zu jucken. Am Nacken war es heiß, und das salzige Wasser auf der Haut ließ ihn zum Lieblingslandeplatz der Fliegen werden, die ebenfalls aufs Weinfest wollten. Ich hätte nie die lange Hose anziehen sollen, verdammte Eitelkeit. Die Füße, die ohne Socken in geschlossenen Schuhen steckten, entwickelten Dämpfe. Das Baby spuckte seinen Schnuller in kürzer werdenden Rhythmen auf das Kopfsteinpflaster, als wolle es das Klackern von Hufen imitieren. Judith, die die Thermosflasche mit Heißwasser, das vorportionierte Milchpulver, die steril gekochten Fläschchen und die Wickelutensilien klaglos trug, hatte schon länger kein Wort mehr an mich gerichtet.

Das Baby schaute sie aus seinen seewasserblauen Augen an. Sie gab den Blick weiter an mich. Ich begriff, was jetzt ein bisschen besser sein würde, drückte ihr das Kind in die Hand, hastete zum Auto, setzte zurück, lud beide ein, kurvte zum See hinunter, wo wir die klebenden Kleider vom Leib rissen und es machte: Platsch. Wunderbar klares Wasser kühlte Körper und Kopf. Das Fest und den Wein haben wir vergessen. Fuck Romantik, be cool, dachten wir, soweit es die grundsätzliche Lebensänderung betrifft.