nicht ganz koscher

Im einschlägigen Tierzubehörladen gibt es jetzt Adventskalender für Hunde. Wir haben unsere Hündin gefragt, ob sie einen möchte, aber sie hat gesagt: „Wisst Ihr, ich komme aus Rumänien und bin atheistisch erzogen. Ich glaube nicht ans Christkind.“ Dann hat sie sich wieder in ihr Körbchen gekringelt und unterm Schwanzansatz gerochen.

Wir waren einigermaßen überrascht, haben die Hündin bei meiner großen Tochter abgegeben und sind nach Malta geflogen. Dort fand gerade die Konferenz der Europäischen Rabbiner statt, die das beste Startup der Welt kürten. Gewonnen hat eine Amerikanerin, die dem Silicon Valley den Rücken zugekehrt hat und eine Rundrum-Pumperl-Gesund-App von Berlin aus baut. Den Preis erhielt sie vom Oberrabbiner in die Hand gedrückt, der vor Putin aus Moskau geflohen ist. Das Essen kam koscher aus Rom eingeflogen. Beim Nachtisch erhielt Judith einen Anruf mit dem Auftrag, nächste Woche eine Personalkampagne für eine Firma aus Köln zu fotografieren, die unter anderem Pedale für fußbetriebene Mülleimer herstellt. Drei Foto-Modelle sind bereits gecastet: Eine jüngere Frau, ein älterer Mann und ein Schwarzer. Das Unternehmen stellt so seine Diversität unter Beweis. Ich habe anderntags ein Gespräch mit einem Apotheker vereinbart, dessen Problem darin besteht, dass seine weiblichen Angestellten beim Nachtdienst sexuell belästigt werden.

Malta war ansonsten sehr schön. Malteser hat sich der Johanniterorden genannt, nachdem er 1522 in Rhodos eins auf die Mütze bekommen hatte. Malteser nennt sich auch: a) eine Hunderasse und b) ein Schnaps. Die Insel hat 365 Kirchen, für jeden Tag eine, aber nur einen McDonalds. Da müssen Besucher also jeden Tag in den gleichen. Vergangenen Monat wurden zwei Brüder auf Malta zu je 40 Jahren Haft verurteilt, weil sie eine Journalistin umgebracht hatten, die über Korruption auf der Insel berichtet und damit eine Regierungskrise ausgelöst hatte. Dem Nachfolger des gestürzten Premiers haben wir bei der Rabbinerkonferenz die Hand geschüttelt. Später am Abend raunte uns noch ein Teilnehmer zu, er habe nach zwei Tagen koscher wirklich unbändige Lust auf ein Wiener Schnitzel. Zum Abschied haben wir einen Malteser Falken aus Schokolade bekommen, der die Reise durch die Sicherheitsschleuse am Flughafen nicht heil überstanden hat.

Zu Hause haben wir die Hündin abgeholt und glauben, es ist ein bisschen besser, wenn wir ihr den Adventskalender trotzdem kaufen. Die Welt hat schließlich größere Macken als atheistische Hündinnen.