Goldschatz und Regenbogen

Neulich haben wir einen Regenbogen gesehen, und ich habe zu Judith gesagt: „Judith, der Unterschied zwischen George Clooney und dem Regenbogen ist, dass der Bogen nur eine gebrochene, mehrfache Spiegelung der Sonne in den Regentropfen ist und ausschließlich als virtuelles Bild existiert.“ George dagegen wohne unten um die Ecke von da, wo wir auch manchmal wohnen am See. „Wenn Du Dich dem Regenbogen näherst, weicht er zurück. Er hat keinen physischen Ort.“ Bei George dagegen könne man einfach klingeln. Man könnte meinen, das sei ein bisschen besser.

Judith hat gestaunt. Ich habe dann weiter ausgeführt, dass zum Beispiel die Regenbogenregierung in Berlin, die wir Ampelregierung nennen, auch keinen physischen Ort haben kann, sonst hätte sie nicht Montag den Gaspreis erhöht, um ihn dann am Mittwoch wieder zu senken. Ich habe dann überlegt und weiter ausgeführt, dass Menschen, die sich unter der Regenbogenfahne versammeln, so bunt und vielfältig sind, dass sie gar keine physischen Ort brauchen, sondern den Pol des Lebens in sich selber tragen, und manchmal eben auch beide Pole. 

Judith hat zunehmend die Ohren gespitzt und schon skeptischer geguckt. Ich habe an irische Sagen erinnert, in denen Leprechauns am Ende des Regenbogens einen Topf mit Gold vergraben haben. Leprechauns sind kleine grün gekleidete Männchen mit rotem Haar und Hut, die im Zivilberuf Schumacher der Feen sind. Man verdient damit offenbar ganz gut, ich kann mir ansonsten nicht erklären, woher sie ihren Goldschatz haben.

Während ich dann Judiths Füße massierte, die gerade geschunden sind vom Barfußtragen neuer Schuhe, und im Grunde an meinen Goldschatz dachte, fragte ich beiläufig: „Und warum magst Du den Regenbogen so gern?“ „Weil dahinter die Sonne scheint“, hat Judith gesagt und ich lasse das genauso stehen.