fröhliche Dilettanten

Wie schön ist das Dasein des Dilettanten. Neulich zum Beispiel beim Homeschooling: Ein Fußballfeld hat die Maße 105 x 90 Meter. Bestimme nährungsweise, wie viele Fußballfelder auf die Insel Rügen passen würden. Schön, dachten Judith und ich im ersten Anlauf – Urlaub in Deutschland ist ja im Trend dieses Jahr, aber wollen wir auf eine Insel voller Fußballfelder reisen? Im zweiten Anlauf haben wir dann einen Kaffee gekocht, den Daumen nährungsweise an die Karte mit der Insel Rügen gelegt, noch einen Kaffee gekocht, mit dem Jüngsten den Sinn und Zweck von Fußball-Geisterspielen diskutiert, noch einen Kaffee gekocht, sowohl die Fußball- wie die Urlaubssaison für dieses Jahr zu den Akten gelegt und sind lieber fröhlich rausgegangen. 

Der Weg führte über Baumwurzeln den Berg hinauf, der Boden gab sandig nach, ein Hohlweg wie bei Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“: „Durch diese hohle Gasse muss er kommen“. Anstelle eines Landvogts mühte sich ein Mountainbiker mit Helm, Anzugpelle, gerötetem Gesicht den Berg hinauf. Kurz vor dem Gipfel riss es ihn nieder. Er stand prustend wieder auf.

Es gibt da weiter oben einen begnadeten Holzschnitzer. Er hat sich auf technisches Gerät spezialisiert. Vor allem Hubschrauber kann er gut schnitzen. So ein Ding hat dann gerne mal zwei Meter Spannweite und erinnert uns an Spielzeug, das einst den Aufkleber „pädagogisch wertvoll“ trug und sich damit fürs Kinderzimmer automatisch disqualifiziert hatte. Warum setzt er sein Talent nicht ein und erschafft Figuren aus Holz, deren Antlitz einen erschüttert wie die Schwarze Madonna von Altötting?

Die Wahrheit ist: Es gibt Profis, die können rechnen, die können klettern, die können erschüttern. Und es gibt Amateure. Und wir alle geben uns als Profis aus. Dabei wäre es ein bisschen besser, sich als bekennender Amateur zu präsentieren. Amor steckt in diesem Wort und verrät, dass der Amateur ein Liebhaber ist. Man muss nicht alles können, aber das was man macht, muss man mögen. 

So entstehen Holzschnitzer und Mountainbiker, es sollen auch schon brauchbare Köche und Gartenbaufacharbeiter dabei herausgekommen sein. Mathematiker, die entstehen zugegebenermaßen so nicht. Das Exakte beherrschen tatsächlich nur die Profis. Sie wissen schon: Nicht unter ein Meter fünfzig Abstand, nicht mehr als zehn Personen, mindestens 20 Sekunden waschen, sonst steigt die Wahrscheinlichkeit. Das Tröstlich daran ist: Wer glaubt, dass sich im Leben alles berechnen ließe, ist am Ende auch ein Dilettant.