friedliche Koexistenz

Neulich hatten wir eine Unstimmigkeit, Judith und ich, die sich während ihres Verlaufs bedeutend anfühlte, im Nachhinein aber als klein herausstellte, weil wir den Grund schon wieder vergessen haben. Uns geht es auch mehr um den Lösungsansatz, den wir hier kurz skizzieren möchten.

Als ich mich in die Ecke gedrängt fühlte, habe ich zu dem Argument gegriffen, dass Judith raucht und damit Zeit verplempert und überhaupt. Sie erwiderte, ich habe die Hündin gekauft und kümmere mich ausgiebiger um die, als um den Rest des Haushalts. Sie vergleiche Äpfel mit Birnen, rief ich aufgebracht. Ja, sagte sie, wie solle sie auch sonst herausfinden, worin der Unterschied bestehe. Wir einigten uns, dass künftig Hündin und Zigarette unter unserem Dach gleichermaßen ihre friedliche Ko-Existenzberechtigung haben und das Thema damit ein für alle Mal erledigt ist. Darauf gaben wir uns einen Kuss.

Dachdecker sind ja derzeit nicht zu bekommen. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks oder so einer hat eine Liste erstellt mit Wartezeiten auf Handwerker. Es ließe sich ein Quartett mit Karten daraus machen, wie ich es früher in der Schulpause hatte: Maurer – neun Monate, Zimmermann – acht, Dachdecker – sieben, Heizungsinstallateur – sechs Monate Wartezeit. Wollt Ihr es diesen Winter warm? Dann ist es ein bisschen besser, Ihr bestellt jetzt schon einen, der Euch die klemmenden Ventile rechtzeitig aufschraubt.

Es könnte dennoch passieren, dass es kalt bleibt, weil bei Putin der Gashahn klemmt. Mit Putin herrscht eine derart ernste Verstimmung, dass der Vergleich hier an sich fehl am Platze ist. Der Grund dafür ist klar und unvergessen. Der Lösungsansatz allerdings könnte auch hier ziehen: Es geht um friedliche Ko-Existenz unter dem europäischen Dach von ganz unterschiedlichen Typen. Küssen müssen sie sich nicht unbedingt – ich fand den sozialistischen Bruderkuss schon immer eklig. Aber es braucht dazu einwandfrei mehr Dachdecker. „Judith, ich schule um“, sage ich, greife zur Leiter und klettere schon mal rauf.