das war unser Wochenende

„Das kostet“, so sagte eine liebe Freundin am Freitagabend, als wir was Feines zusammen aßen, „einen Apfel und eine Birne.“ Die liebe Freundin stammt von den Kanaren und da haben sie es vielleicht mehr mit Birnen als mit Eiern. Egal – als ich samstags dann Apfel und Ei kaufte, war das teurer als jemals, was an der Inflation liegt. Die Preise steigen ja gerade ins Unermessliche, lese ich, was natürlich Quatsch ist, weil wir sie täglich in Euro und Cent messen können, sonst wüssten wir ja gar nicht wie teuer es ist. Die Preise explodieren, meinte Judith, als sie von der Tankstelle kam, dabei sah sie klasse aus wie immer, und gar nicht so, als sei ihr eben ein explodierter Preis um die Ohren geflogen.

Trotzdem warten wir jetzt, bis das neue Entlastungspaket der Bundesregierung die Preise an der Tankstelle eindämmt, obwohl sie im Radio gesagt haben, dass dieses Paket ja nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sei. Judith und ich lieben heiße Steine, auf denen wir im Sommer barfuß gehen, so dass uns die Temperatur wohlig durch die Fußsohlen nach oben steigt und wenn sie in der Mitte länger hält, ist auch nicht schlimm, zumindest an den Wochenenden. Insofern finden wir zu viele Tropfen auf heißen Steinen eher nicht so gut und beteiligen uns auch nicht an diesem Tropfen-Bashing: Ein Tropfen bringt nämlich niemals ganze Fässer zum Überlaufen, sondern würde höchstens dafür sorgen, dass dieser eine Tropfen daneben kleckert, was wirklich nicht schlimm ist. Denn Tropfen kann man im Gegensatz zu Tränen, Blut und Schweiß einfach wegwischen. 

Dass wir den Tag stets vor dem Abend loben, haben wir an dieser Stelle bereits schon einmal erwähnt, es hängt damit zusammen, dass wir Feste feiern, wie sie fallen. „Viele Dinge fallen mir einfach so zu“, stellte ich Judith gegenüber Sonntagabend fest. „Ja, am besten deine Augen und Du schläft jetzt“ antwortete sie sanft und machte das Licht aus. Ich träumte dann vom Fallen, was ja bekanntlich für den kein Problem ist,  der das Wiederaufstehen beherrscht. Ich kenne aber auch Fallbeispiele, die haben sich bös wehgetan, und habe mir deswegen im weiteren Verlauf der Nacht Flügel erträumt. Als Judith nächtlich ihre Hand über meinen Rücken gleiten ließ, murmelte sie: „Nicht alle Engel haben Flügel, manche haben auch Fell.“ Morgen wird sie mir den Rücken rasieren, wir werden dann ein Ei kochen, einen Apfel mitnehmen und die Woche kann ein bisschen besser beginnen.