Aus dem Leben von uns Taugenichtsen

Als ich so im Garten saß und Judith den Hermann Hesse vorlas, begegnete uns der Satz, dass das Publikum doch lieber Details aus dem Leben eines Taugennichts erfahren möchte, als solche aus dem Leben brav arbeitender Menschen, die von der Wiege bis zur Bahre, ihren Aufgaben getreulich nachgehen. Ich würde hinzufügen, dass sogar das Leben von Tunichtguten eine interessantere Alternative zu dem der Bravmitmachenden ist.

Nun stellt Euch bitte nicht vor, dass wir ständig im Garten Hermann Hesse vorlesen. In Wahrheit grillen wir, vergießen Männerschweiß beim Holzhacken, erledigen die Mails, füttern das Kind, und nachts, wenn es keiner sieht, mache ich hinter die Hecke, was Judith auf die Palme bringt, von denen auch einige im Garten wachsen. 

Hermann spielt nur eine Nebenrolle, obwohl ich zugeben muss, dass um die Ecke auf dem Berg oberhalb vom See ein zauberhaftes Museum steht, das mal sein Wohnhaus war und an sein Leben erinnert und just in dessem Keller ich neben Judith saß, als unsere Beziehung noch wie Ariel den Duft der Frische hatte, und wir einen Film über das Leben und Sterben des Dichters anschauten, ich aber in Wahrheit nur sie anschaute und mich unsterblich verliebt habe. „In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Der Satz ist auch von ihm, und schon dafür verehren wir ihn und finden es ein bisschen besser, ihn im Garten vorzulesen, als zum Beispiel den Rasen zu mähen. Obwohl der auch mal wieder gemäht werden müsste.

Zurück zu den Taugenichtsen und Tunichtguten (TuT) „Die Trägen, die zu Hause liegen,
erquicket nicht das Morgenrot. Sie wissen nur vom Kinderwiegen, von Sorgen, Last und Not um Brot“, hat der Romantikerfürst Joseph von Eichendorff seinen berühmten Taugenichts erkennen lassen, womit wir bereits den zweiten dieser Art in der Weltliteratur entdeckt hätten. Bruder Tunichtgut stammt dagegen von Maxim Gorki und damit aus Russland. Ein Schelm, wer jetzt Böses dabei denkt. „Mein Lieber, könntest Du bitte die Badetasche packen und das Kind mal nehmen“, trällert Judith aus dem Haus und mir wird klar, in welch beengenden Schranken und raren Momenten sich das Leben von uns TuTs doch abspielt. Es ist ein Gefühl, das Herz und Geist erhebt, sie auszukosten, wenn sie sich ergeben. Dieser Satz stammt übrigens von uns.