auf in die Paläste

Ein bisschen neidisch sind wir schon auf unsere royalen Nachbarn, Judith und ich. Mit welcher Pracht und Präzision sich dort der Hofstaat entfaltet und die Tieferlegung der Queen zelebriert, wie der neue König im knackigen Alter von 73 Jahren den Thron besteigt – „Du“, sage ich zu Judith, „ich fände es ein bisschen besser, wenn wir zu Hause bei uns auch die Monarchie einführen.“ Wir könnten raus aus dem Hinterhof in einen Palast ziehen, einen Reitlehrer anstellen, um uns herum säßen die Paparazzi mit Teleskop-Objektiven auf den Dächern, und ich hätte ein Auto mit einer Bar zwischen den hinteren Sitzen.

Judith schweigt. „Du wärst meine Prinzessin von Flingern, Fürstin vom Stadtpark und den angrenzenden Häuserzeilen bis hinunter zum Kraftwerk. Du hättest eine Kammerzofe, einen Landsitz und bei jeder Spazierfahrt ein anderes cremefarbenes Kleid.“ „Ich mag keine cremefarbenen Kleider“, sagt Judith.

Ich hole also weiter aus: „Du könntest jetzt, wo die hässliche Jahreszeit beginnt, unsere Kolonien besuchen, oder mit Deinen schlanken Fingern an einem regnerischen Nachmittag, wenn sonst keine Empfänge anliegen, den Thronschatz streicheln. Du könntest hübsche Männer mit einem Schwert zum Ritter schlagen und Dir die Hand küssen lassen.“ Es gäbe vermutlich nie versiegende Gin-Vorräte und falls der Robert Habeck doch noch Kanzler werden will, müsste er bei uns vorbei zum Antrittsbesuch und bekäme einen Piccolöchen. „Du wärst Judith die allererste und ich Dein King.“

Jetzt schweigt Judith nicht mehr. „Entweder ich mache die Queen, oder Du kannst den ganzen Gin allein trinken“, lautet ihre Botschaft. Wir haben dann beschlossen, dass die Demokratie doch die geeignetere Lebensform für uns beide ist und sind auf dem Hinterhof geblieben.