Ankermotor und Babytuch

Weil wir uns zum modern denkenden Teil der Menschheit zählen, haben sich Judith und ich neulich ein Elektroauto angeschaut, sind damit eine Zeitlang ziellos herumgegurkt und haben uns an der Beschleunigung gefreut. Judith fuhr an meiner Seite bei und fragte: „Wie funktioniert das eigentlich?“ „Wie ein Mixer“, sagte ich.

Ich meinte das natürlich rein ingenieurtechnisch: Ankermotor, Wicklung und all das andere. Judith, die zuvor lebhaft die gelbfarbigen Sicherheitsgurte im Innenraum gelobt hatte, war jedoch verstummt. Hatte ich sie durch den Küchenvergleich möglicherweise gekränkt? Ich fing sofort an, mir Vorwürfe zu machen. Was bist Du doch für ein Macho, dachte ich stumm. Andererseits wollte ich doch nur etwas erklären. Ich begann mich über den Feminismus zu ärgern, der durch alle Spaltmaße dringt. Nichts lässt sich mehr einfach daher sagen: Küchengeräte-Funktionsweisen, die Hälfte meines Witzerepertoires sowieso, und dass ich Babytragetücher für Männer unmännlich finde, ist auch ein Tabuthema. Was ist eigentlich das Gegenteil von Feminismus? Maskulinismus?

Feministinnen halten Männer wahrscheinlich für entbehrlich. Sollen die mal, so dachte ich, als ich wieder so einen lächerlichen Porschefahrer an der Ampel stehen ließ und mit dem Ellbogen im geöffneten Seitenfenster die Körpertemperatur regulierte, während ich mit der rechten Hand die Musik lauter stellte – sollen die mal zum Beispiel eine kaputte Heizung reparieren. Dann rufen sie doch sofort nach dem Monteur. Das Wort „Heizungsmonteur“ wird fast nie gegendert, weil klar ist, dass HeizungsmonteurInnen wirklich außergewöhnlich selten sind. Für manche Dinge ist es nämlich sehr wohl ein bisschen besser, einen echten Kerl im Haus zu haben. Einen, der nicht lange mit Kleber, Schere, Papier hantiert, sondern gleich die Hilti holt. Einen, der sich zweimal am Tag das Kinn blaurasieren muss – apropos: Wo in diesem Wagen lässt sich eigentlich der Rasierer aufladen? Ich bremste, um die Steckdosen- und Zigarettenanzünder-Buchse zu suchen. Vergeblich.

„Kein Anzünder?“, fragte Judith unvermittelt. „Die Karre ist nichts für mich“, stellte sie mit ihrer manchmal so schön rauchigen Stimme fest. Ich nickte. Als wir dem Händler den Schlüssel wieder in die Hand drückten, war mir klar: Es braucht weder Feministinnen, noch Maskulinisten. Geschlechtereinigkeit ist viel besser.