Wie wir gegen Corona kämpfen

„Du Judith“, sage ich zu meiner Frau, „als Corona war, hatten nicht so viele Corona wie heute, wo Corona vorbei ist, die Leute Corona haben.“ Ich sage dies, weil um uns herum wirklich viele Ausfälle zu beklagen sind. Vorübergehende zwar nur, aber immerhin. Manche Verabredung fiel schon aus, und Judith sieht es auch so, fügt aber hinzu, dass Corona seinen Grusel verloren habe, und wir deswegen ganz praktisch damit umgehen könnten. 

Judith denkt meistens praktisch, was ich an ihr mag. Sie macht nicht lange Fisimatenten, was ein schöner Ausdruck ist für sich nicht zieren. Woher das Wort kommt – darüber streiten die Sprachgelehrten. Mir gefällt die Lesart, dass es von französischen Soldaten stamme, die jungen Damen zuriefen: „Visitez ma tente“, was natürlich vielversprechender klingt als die deutsche Übersetzung „Komm in mein Zelt.“ Und weil die Franzosen mit dieser Einladung erfolgreicher waren, übernahmen die Deutschen, was sie da hörten – die Fisimatente war geboren.

Wir jedenfalls haben am Wochenende wieder unser Corona-Team zusammengetrommelt, das ist auch eine Familie, mit der wir – als Corona noch gruselig war – täglich zum Beispiel Schlauchboot auf den regionalen Flüssen gefahren sind und die Lockdowns hochleben ließen. Zwei von der Familie haben trotz aller Ansteckungsbemühungen bis heute kein Mal Corona bekommen. Wir haben den Gaskocher eingepackt, ich habe das Töchterchen in den Kinderrucksack auf den Rücken gehievt und Judith hat zwei Jacken mitgenommen, eine eher zum Wandern und eine schicke, was ausnahmsweise nicht praktisch war. Sie hat die schicke dann gleich im Auto gelassen.

Wir sind durch feucht riechenden Wald entlang matschiger Felder gelaufen, wir sind durch Flüsse gestapft, wo die Brücken fehlten, wir haben auf Baumstümpfen gesessen, Speckpfannekuchen gebraten, mit äußerst günstigem Rotwein auf Corona angestoßen, das Töchterchen hatte seine Zwergenmütze auf, die Sonne brach durch den Nebel und zum Abend verfärbte sich der Himmel im Westen glutrot, während gegenüber ein Sichelmond am Firmament sein weißes Licht ausstrahlte. Ein See lag still und starr. Ich summte „Oh Tannenbaum“ und das Töchterchen schlief auf meinem Rücken. Zu Hause fragte ich dann Judith, ob sie in mein Zelt kommen wolle, und sie machte keine Fisimatenten.