ab in die Berge

Wir sind unterwegs zu Onkel Hansi. Judith und ich. Onkel Hansi wohnt 450 Kilometer entfernt und wir wollen bis auf 1,5 Meter an ihn ran. Zum Frühstücken und dann womöglich noch weiter in die Berge, in den Schnee. Es ist ein Roadmovie, zu dem wir aufbrechen, als die Sonne noch schläft.

Das Radio dudelt, den Beifahrersitz haben wir halb in Liegestellung gekurbelt. Die Hündin hat ihre lange Schnauze von hinten auf Judiths linke Schulter gelegt, und haucht ihren warmen Atem in den Nacken. Wir hören eine Professorin für Gesundheitskommunikation, die aus den Lautsprechern in den Türen ihr Wissen mit uns teilen möchte. Ich sage zu Judith: „Du könntest eigentlich auch Professorin für Gesundheitskommunikation werden. Bekommen sie niemals kalte Füße, empfiehlt Prof. Judith Wagner.“ Elf Kilometer weiter lauschen wir dem Sprecher von LobbyControl im Radio, der sich darüber beklagt, dass unser Ministerpräsident einfach so Schutzmasken bei einer Firma bestellt hat, für die sein Sohn arbeitet. „Sprecherin wäre eigentlich auch schön“, sage ich zu Judith, dann heißt es: „Kein Ministerpräsident darf einfach so Schutzmasken bei einer Firma bestellen, für die sein Sohn arbeitet, sagt Dr. Judith Wagner.“ Wir albern dann noch ein bisschen herum. Trainer dreibeiniger Männer, die Volleyball spielen wollen, wäre vielleicht was für mich. Datenschutzbeauftragte für indigene Völker, wäre möglicherweise auch eine Stelle, auf die sich einer von uns bewerben könnte.

Gerade als uns nichts mehr einfällt, was wir werden könnten, liefert das Radio Nachschub, in dem die Sprecherin eine Buchrezension zum „Neunten Arm des Octopus“ vorliest. „Ha“, sagt Judith, „ich mach was zum 1001 Fuß des Tausendfüßlers. „Und ich zum elften Finger des Gorillas“, scherze ich. 

Die Fahrt vergeht wie im Flug, und als wir bei Onkel Hansi ankommen, platzt es aus uns heraus, wegen der ganzen Ideen, was aus uns noch alles werden könnte. Der Onkel ist ein weiser Mann. Ein bisschen besser, sagt er, sei es, ein jeder macht das, was er wirklich kann. „Du Judith, bleibst bei Deinen Bildern, und Du Oliver, beschriftest sie.“ Wir sind dann nachdenklich weiter in die Berge gefahren.