acht zu zwei

Wenn wir auf das, was passiert ist, schauen, sind uns, der wir nun wirklich keine Zahlenmenschen sind, doch einige davon hängengeblieben. „400“ ruft Judith und meint die Zahl derer, die durchs Söder-Netz geschlüpft sind, positiv Getestete also, die davon nichts erfahren haben, weil die bayerischen Tester mit den Ergebnissen in den Tüttel gekommen sind, wie der Hamburger sagen würde.

Oder 30. 30 Minuten Verfrühung hatte eine Easy-Jet-Flieger, der aus Mallorca kommend in Berlin landete. Da waren die Berliner Tester aber noch nicht aufgestanden, weswegen diese Urlauber sich gänzlich ungetestet wieder unters Volk mischten. Die schönste Zahl der vergangenen Woche allerdings ist die acht. Acht zu zwei lautet das Fußballergebnis, mit dem die Bayern Barcelona niedergerungen haben. Und eigentlich wäre sogar eine neun vorne, weil die Bayern nämlich inklusive Eigentore neun geschossen haben.

Bei solchen Augenblicken denken Judith und ich oft über unsere Sportlerkarriere nach. Ich betreibe Motorsport auf Autobahnen, weswegen mein Führerschein am seidenen Faden hängt, und Judith macht eine Stunde Tennis in der Woche, wovon manchmal eine ausfällt. Bei uns im Hof wohnt ein Personal-Trainer, der für jede Flasche Wein, die wir mit ihm leeren, einen Gutschein für eine Probestunde rausrückt. Unsere Beziehung, so viel will ich hier preisgeben, befindet sich nicht im Gleichgewicht. Unsere passive Sportbegeisterung ist auch nicht besonders ausgeprägt. Vom acht zu zwei haben wir durch meinen Sohn erfahren, der die 90 Minuten des Spiels in eine etwa ebenso lange Schilderung empathisch verpackt hat.

Judith und ich gehören damit zur Gruppe derjenigen, die ihre Aversion gegen schweißtreibende Bewegung intellektuell dadurch überhöhen, dass sie Churchills „no sports“ verinnerlichen und insgeheim eine Statistik aufmachen, in der die Sportunfälle, die zu frühzeitigem Hüftverschleiß und Knieverlust führen, der Zahl der Herzinfarkte in Folge verfetteter Kranzgefäße gegenüberstehen. Zu Judiths Sportlerkarrieren-Rettung muss ich hinzufügen, dass sie ihr Fahrrad häufiger benutzt als ich meines. Allerdings ist ihres eines von der Sorte, das einen Korb vorne hat und am besten in kerzengerader Körperhaltung gefahren wird, während das Licht noch nie funktioniert hat. Meines dagegen lässt sich nur in gebückter Rennfahrer-Haltung bewegen und alles funktioniert, soweit ich weiß, aber ich müsste mal in den Keller gehen, um nach zu gucken, ob es noch da ist.

Ein bisschen besser ist die Situation durch Leni geworden. Leni hat vier Pfoten und macht auf dem Balkon Pipi und sonst etwas, wenn wir nicht morgens und abends und manchmal zwischendrin den Hund rauslassen. Manchmal lassen wir auch die Sau raus, und das ist dann auch recht sportlich.

Aber wir kommen von den Zahlen. Meine Lieblingszahl ist zwei. Das genügt nämlich schon, um nicht allein zu sein. Den Motorsport werde ich deswegen wohl an den Nagel hängen.